Frankreichs Möbelhandel schwächelt

By 8. Juni, 2020 No Comments
Möbelhandel
Corona und Konzentrationsbestrebungen hinterlassen ihren Eindruck im französischen Möbelhandel.

«Die Möbelketten befinden sich mitten im Sturm», beklagt die bretonische Zeitung Le Télégramme und bezieht sich dabei vor allem auf die aktuellen Probleme der Unternehmen Conforama, Alinéa und Pier 1 Import. Letztere ist eine amerikanische Möbelhandelskette, die ankündigte, dass sie beabsichtige, ihre rund 540 Geschäfte zu schliessen und ihren kommerziellen Aktivitäten somit ein Ende zu setzen.

Am 13. Mai wurde Alinéa, eine ursprünglich als französisches Pendant zu Ikea angepriesene Möbelkette mit rund dreissig Geschäften, vom Handelsgericht Marseille unter Zwangsverwaltung gestellt. Alinéa verzeichnete, nach Angaben der Zeitung, einen Nettoverlust von 62 Mio. Euro und fuhr bereits seit mehreren Jahren regelmässig Verluste ein.

Conforama hatte im vergangenen Jahr für ihre 160 Geschäfte einen Umstrukturierungsplan eingeleitet und leidet bekanntermassen unter den finanziellen Schwierigkeiten ihres Hauptaktionärs. Bei der Steinhoff-Tochter wurde Anfang April ein renommierter Konkursverwalter eingeschaltet, der zwischen dem Unternehmen und den Banken schlichten und so versuchen soll, den Konkurs zu verhindern.

Das Coronavirus sei nicht allein für die Misere des Möbelhandels verantwortlich, es habe das Phänomen lediglich verstärkt und beschleunigt, heisst es. Bereits 2014 habe in Frankreich der Konzern European Furniture mit seinen Marken Fly, Atlas und Crozatier Konkurs anmelden müssen. Im vergangenen Oktober wurden die Habitat-Läden von ihrer Muttergesellschaft Cafom zum Verkauf angeboten. «Die ohnehin schon komplizierte Situation der Geschäfte hat sich durch Covid-19 zutiefst verschlechtert,» bestätigte Robert Riesbeck, Geschäftsführer und Finanzdirektor von Pier 1 Import, gegenüber Le Tèlègramme.

In Frankreich durchlebe der Einzelhandel für Möbel seit mehreren Jahren ein «Katastrophenszenario», kommentiert die Zeitung. Über Alinéa und Conforama hinaus sei ein ganzer Sektor in Gefahr und zeige ernsthafte Anzeichen von Schwäche: Im März ging die Aktivität des Vertriebs von Einrichtungsgegenständen für den Haushalt nach Angaben des ‚Institut de prospective et d’études de l’ameublement‘ um 51,6% zurück. Im April werde der Rückgang gar auf 80% geschätzt.

Conforama sei «mit einer Einkaufspolitik, die das Sortiment der französischen Industrie begünstigt» auch ein wichtiger Kunde für die Hersteller des Landes, betonte die ‚Ameublement français‘ als Organisation der französischen Möbelindustrie. Diese Hersteller würden «durch das Verschwinden dieses Akteurs oder durch eine Konzentration, die nicht mit ernsthaften Garantien für die französischen Hersteller einhergehen würde, geschwächt», habe die Organisation mit einem Seitenhieb auf die Kauf-Ambitionen von Konkurrent But kundgetan. Eine Einschätzung, die sicherlich nicht ganz von der Hand zu weisen ist.

Quelle: www.moebelnews.de

Newsletter