
Die von verschiedenen Abnehmerbranchen in immer stärkerem Umfang vorgenommenen Produktionsanpassungen, weitere Einschränkungen im Handelsgeschäft und der Einbruch der Exporte in von der Corona-Krise stärker betroffene Märkte werden auch in der DACH-Region bereits kurzfristig zu einem deutlichen Rückgang der Spanplattennachfrage führen. Damit wird es spätestens ab Ostern sowohl in der Rohspanplattenproduktion als auch in der Beschichtung zu stärkeren Abstellungen kommen. Die meisten Unternehmen werden ihre Produktion über die Osterfeiertage zurückfahren und die Anlagen nach der Wiederinbetriebnahme wohl nur mit reduzierter Leistung laufen lassen. Aufgrund der volatilen Situation soll dann in kurzen Abständen über weitere Anpassungen entschieden werden.
Bis Mitte März konnten die Produktionskapazitäten in der mitteleuropäischen Spanplattenindustrie noch ohne grössere Probleme ausgelastet werden. Die meisten Hersteller haben dabei von den in der zweiten Januarhälfte und im Februar aufgelaufenen Auftragsbeständen profitiert, die sich auch in längeren Lieferzeiten niedergeschlagen haben. Verschiedene Abnehmer haben in diesem Zeitraum noch zusätzliche Lagerbestände aufgebaut, um ihre Versorgung auch bei weiteren Einschränkungen in der Lieferkette aufrechterhalten bzw. die Produktion nach einem möglichen marktbedingten Stillstand relativ schnell wieder hochfahren zu können. Nach der weitgehenden Schliessung des stationären Möbelhandels haben in der letzten Märzwoche allerdings zahlreiche Möbelhersteller ihre Produktion zurückgefahren oder komplett abgestellt. Diese Abstellungen konzentrieren sich bislang auf die Kastenmöbelindustrie, was sich inzwischen auch in einem deutlichen Rückgang der Rohspanplatten nachfrage niederschlägt. Die Nachfrage nach beschichteten Platten läuft aufgrund der bislang weniger stark reduzierten Produktionstätigkeit in der Küchen-, Bad- und Büromöbelindustrie besser, wird in den nächsten Wochen aber ebenfalls deutlich nachgeben. Die Exporte sind noch stärker zurückgegangen. Italien und Frankreich sind als Absatzmärkte inzwischen fast komplett ausgefallen. Bei den Lieferungen nach Grossbritannien zeichnet sich ebenfalls ein Abriss ab. Die mitteleuropäischen Spanplattenhersteller konnten den Nachfragerückgang bislang noch über einen Aufbau der Lagerbestände abfedern. In einzelnen Werken sind die Spanplattenlager inzwischen allerdings vollgelaufen.
In den zum Teil bereits ab Anfang März geführten Verhandlungen über Lieferungen im zweiten Quartal waren die von mehreren Spanplattenherstellern angedachten Preisanhebungen aufgrund der zunehmenden Einschränkungen durch die Corona-Krise kein Thema mehr. Sowohl bei Rohspanplatten als auch bei beschichteten Platten werden daher die für das erste Quartal vereinbarten Preise in der Regel bis auf weiteres fortgeführt. Aufgrund der zunehmenden Produktionsanpassungen auf Abnehmerseite werden allerdings immer mehr Abrufe verzögert bzw. die Kontrakte ganz ausgesetzt.
Quelle: EUWID