Autor: Susanna Köberle
Schweizer Möbel – Neben ihrer exzellenten Verarbeitung zeichnen sich vor allem durch die Verwendung hochwertiger, sorgfältig ausgewählter Materialien wie Holz, Leder und Metall aus.
Bei einem Möbel spielen drei Faktoren eine entscheidende Rolle: Material, Form und Konstruktion. Gerade das Material ist ein wichtiges Element, wenn es um die Qualität eines Möbels geht. Hochwertige Materialien und ihre sorgfältige Verarbeitung sind Merkmale, die Schweizer Möbel in besonderem Masse auszeichnen. Entsprechende Stücke sind langlebiger als Massenware – und damit nachhaltiger.
Ein Material, das besonders heraussticht, wenn es um Nachhaltigkeit und Ehrlichkeit geht, ist Holz. Der nachwachsende natürliche Rohstoff ist einer der ältesten Baustoffe der Menschheit. Möbel aus Holz (gerade aus Massivholz) sind heute wieder besonders gefragt, denn Holz überzeugt nicht nur ästhetisch, sondern wirkt sich auch positiv auf Gemüt und Gesundheit aus. Es ist zudem leicht, dauerhaft und in unzähligen Variationen verfügbar. In der bäuerlich geprägten Kultur der Schweiz war Holz historisch betrachtet schon immer ein bedeutender Werkstoff. Auch heute ist fast ein Drittel der Schweizer Landesfläche bewaldet, sodass Holz als Baustoff und Energielieferant wichtig bleibt. Für die Herstellung von Möbeln kommen Stämme aus Edelhölzern in Frage.

Es erstaunt kaum, dass viele Schweizer Möbelmanufakturen mit Holz arbeiten, einzelne haben sich sogar auf den natürlichen Werkstoff spezialisiert. Ein traditionsreicher Hersteller wie horgenglarus etwa stellt seit 1880 Stühle aus Bugholz her. Bei anderen steht die Verarbeitung von Massivholz an erster Stelle wie etwa bei Seetal Swiss oder Tisch & Stuhl Willisau. Die Firma Girsberger bewirtschaftet seit 2008 sogar ein eigenes Holzlager; das hochwertige Massivholz wird auch weiterverkauft. Gutes Holz bildet die Basis für qualitätsvolle Produkte. Was selbstverständlich und simpel klingt, bedarf allerdings umfangreicher Kenntnisse. Es braucht Profis, um die Qualität von Holz zu erkennen.

Um auf einem High End-Niveau zu arbeiten, muss das Holz vor der Verarbeitung richtig gelagert und geprüft werden. Die Qualitätskontrolle beginnt aber zum Teil schon im Wald. Schweizer Möbelhersteller achten auf die Herkunft des Rohmaterials und verwenden Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. Dieses kann aus der Schweiz stammen, kommt aber mehrheitlich aus europäischen Ländern wie Kroatien, Ungarn, Deutschland oder Frankreich. Das hängt zusammen mit der besonderen Bodenbeschaffenheit und den konstanten Temperaturen, Faktoren, die entscheidend sind, wenn es um lange und gerade gewachsene Stämme geht. Verarbeitet werden Laubhölzer wie Eiche, Ulme, Ahorn, Nussbaum, Buche, Esche oder Kirschbaum.

Auch Leder ist ein Material mit einer langen Tradition. Wie Holz ist es ein lebendiges Material, das Geschichten erzählt. Weil eben Leder ein natürliches Produkt ist, muss der Rohstoff mit grosser Sorgfalt gelagert und ausgewählt werden. Nur wenige Tierhäute eignen sich für die Herstellung erstklassiger Möbel. Sie müssen gross sein und sollten idealerweise von Rinderrassen stammen, die unter besten Bedingungen gehalten werden. Bereits vor dem Zuschnitt der Lederstücke ist klar, wofür sie verwendet werden, was eine präzise Planung voraussetzt.
Die Balance zwischen natürlichen Unregelmässigkeiten (Narbung) und höchster Qualität muss ebenfalls stimmen. Das Möbelleder sollte geschmeidig sein und eine angenehme Haptik haben, schliesslich kommen Sitzmöbel wie Sessel oder Sofas auch mit der Haut in Kontakt; gleichzeitig sollte das Material strapazierfähig sein. Eine wichtige Rolle spielt die Verarbeitung, auch diesbezüglich ist Expertise das A und O. Auf Polstermöbel spezialisierte Schweizer Manufakturen wie De Sede, Intertime, Artanova oder Strässle haben das notwendige Fachwissen und Können, um höchsten Anforderungen gerecht zu werden.

Metall ist seit den Anfängen der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts ein wichtiges Material. Es steht für Gradlinigkeit und Modernität – überhaupt für die Anfänge des Produktdesigns. Allerdings ist Design immer auch Moden unterworfen. Diesbezüglich sticht Schweizer Gestaltung als besonders zeitlos und sachlich, sprich funktional hervor. Der Gestalter Max Bill formulierte dies 1956 in seiner Broschüre „Die gute Form“ folgendermassen: „Schweizer Qualitätsprodukte werden wegen ihrer Solidität und Zuverlässigkeit geschätzt“.
Diesen Anspruch an ihre Produkte stellen Schweizer Möbelhersteller bis heute. Dass die Möbelstücke eine „natürliche und schöne Gestalt“ (so Bill in der gleichen Broschüre) besitzen, hängt stark mit bedachter Materialwahl und einer fachkundigen Verarbeitung zusammen. Die Schweizer Expertise im Maschinenbau ermöglicht gerade bei Metall eine effiziente und präzise Ausführung, die massgeblich zur Qualität eines Produktes beiträgt. Mit Metall arbeiten Manufakturen wie etwa Lista. Auch die Kombination von Metall und Holz prägt viele Entwürfe. Die hohe Qualität der Materialien ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg und das Ansehen von Schweizer Möbeln.